Eine Kollektion von 10
historischen Unzialschriften, die eine Zeitspanne vom 4. bis zum 19.
Jahrhundert abdecken.
In der Broschüre stelle ich 10 digitale Versionen der
Unziale vor, welche die erstaunliche Laufbahn dieser Versalschrift nachzeichnen
einen ersten Abschluß der Recherchen, die zunächst auf 2 bis
3 Tagen angelegt waren, sich dann über mehrere Wochen ausdehnten...
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Set der Glyphen und Beispiele |
Die Unziale
Gegen 350 beginnt der Siegeszug der Unzialschrift, der weit
bis ins Mittelalter anhalten sollte. Mit der Rohrfeder auf Pergament
geschrieben, hat diese Majuskelschrift ein rundes Schriftbild, meist ohne
Serifen, dafür aber mit einigen (noch nicht stark ausgeprägten) Ober-
und Unterlängen.
Sie wurde bevorzugt als Buchschrift verwendet und erhielt
ihren Namen wahrscheinlich von Jean Mabillon im 17. Jahrhundert, indem er wohl
eine Briefstelle bei Hieronymus missverstand, in der dieser über die Uncia
(lat. uncia, ein zwölftel Fuß, 1 Zoll) Buchstaben klagte.
Die Unziale ist eine Versalschrift, die aus der
römischen Capitalis Quadrata entwickelt wurde durch die Abrundung
der Buchstabenformen, was das Schreiben sehr beschleunigte. Gleichzeitigt
reduzierte die Unziale die Anzahl der Striche, die für das Schreiben
nötig waren, was abermals den Duktus beschleunigte.
Diese runde Form der römischen Capitalis
entstand im Verlauf des 4. Jahrhunderts und wurde bis zum 8. Jahrhundert
für den Fliesstext von vielen Buchmanuskripten (Codices) verwendet.
In dieser ersten Etape wurde mit der Rohrfeder auf Pergament
geschrieben; wir kennen sowohl lateinische als auch griechische/byzantinische
und kyrillische Formen. Es sind circa 300, sehr alte, Manuskripte, meist Teile
der Bibel, in Unzialschrift erhalten. Vollständig erhalten sind
beispielsweise der Codex Sinaiticus und der Codex Vaticanus.
Ähnlich wie die Capitalis Quadrata, beginnt die Unziale
ihre «kalligraphische Karriere» als reine Buchschrift, doch sie
wurde auch in Stein gemeisselt und in Metal geformt, wie aus den Bildern in
dieser Broschüre zu entnehmen ist; Bilder die aus Portugal, Spanien,
Italien und Deutschland stammen.
Gelegentlich scheint die in Stein gemeisselte Unziale sich
mit Formen der Visigotischen Versalie zu vermischen. Die Stationen der
Entwicklung der Unziale zeigen noch zwei bedeutende Etappen, die eine formale
Ähnlichkeit, Deutsche Zusammenfassung Entwicklung der Unzialeaber keine
funktionale Verwandtschaft mit der Urform zeigen.
Nach dem Jahr 800 wurde sie nur noch als
Auszeichnungsschrift verwendet, für prunkvolle Titel und Untertitel. Hier
beginnt sie Farbe anzunehmen; sie wird nicht nur in Rot, sondern auch oft in
Blau und Grün geschrieben besser gesagt: gemalt.
In ihrer dritten Lebensphase schmückt sie als Initiale
unzählige Manuskripte und Inkunabeln, welche mit karolingischen, dann mit
gotischen Buchstaben geschrieben (und später, gedruckt) wurden. So
erscheint sie, zum Beispiel, in der B-42 von Gutenberg.
Paulo Heitlinger |
Im späten Erscheinungsbild als Initiale
, wurden die Versalformen der Unziale nicht kalligraphisch hergestellt,
da sie nicht mit einer Feder erzeugt wurden. Vielmehr wurden sie mit feinen
Pinseln entworfen und behutsam farbig ausgemalt.
In dieser dritten Erscheinungsform ist die Verwendung von
Farben besonders üppig; die Schmuck-Unzialen dürfen als die
«buntesten Buchstaben» der ganzen europäischen
Schriftentwicklung gelten. |
1. Uncialis Lyon. A mais antiga versão
da versal uncial librária, praticada a partir do século iv.
2. Uncialis Corbie. Versal uncial
librária, praticada no século vii.
3. Unciais cisterciences decorativas,
alongadas e condensadas, num manuscrito medieval português. Com mistura
de formas da Visigótica. Fonte digital com múltiplas ligaturas de
época.
4. Uncialis lapidar medieval. Alta e
condensada. Baseada na inscrição funerária de Pedro
Franco. Igreja-colegiada de Santiago, Coimbra, 1197.
5. Uncial Coimbra. Uncialis librária,
baseada nas letras de um manuscrito existente na Biblioteca da Universidade de
Coimbra. |
6. A fonte digital Iudith.
7. Uncialis para capitulares.
Mostruário de letras, Manuscrito Plimpton MS 296, da Rare Book and
Manuscript Library da Universidade de Columbia.
8. Uncialis baseada na caligrafia da perita e
docente alemã Hildegard Korger. Século XX.
9,10. Dois alfabetos versais de unciais
decorativas, da era victoriana. Século XIX. |